©Michal Czyz
„Es ist eine Krankheit, ich kann nichts dafür. Es ist nicht ansteckend.“

Katharina im Interview

Katharina, du hattest schon als Kind Neurodermitis. Bist du erblich vorbelastet? Gibt es Familienmitglieder, die auch an Neurodermitis oder einer anderen atopischen Erkrankung leiden?

Ich bin tatsächlich die Einzige in der gesamten Familie, die NeurodermitisChronisch oder chronisch-wiederkehrende entzündliche Hauterkrankung, die in Schüben verläuft und sich durch Rötungen und Juckreiz äußert. hat. Auch Asthma und Allergien scheint es bei uns nicht zu geben. Natürlich habe ich mich hin und wieder gefragt, warum ausgerechnet ich und kein anderer? Ich weiß nur von meiner Mutter, dass ich schon von klein auf Probleme mit der Haut habe. Sie war schon immer sehr empfindlich. In der zweiten Klasse habe ich dann die Diagnose NeurodermitisChronisch oder chronisch-wiederkehrende entzündliche Hauterkrankung, die in Schüben verläuft und sich durch Rötungen und Juckreiz äußert. erhalten.

Welche Körperstellen sind bei dir betroffen?

Als Kind waren es die typischen Körperstellen, also Kniekehle und Ellenbeuge. Und inzwischen ist der gesamte Körper betroffen, also auch Stellen, die man nicht unbedingt verstecken kann. Wie zum Beispiel rote Plaques im Gesicht oder auf dem Dekolleté.

Leidest du denn unter Begleiterkrankungen oder Allergien?

Ich reagiere leider auf die ganze Bandbreite der Frühblüher und Hausstaubmilben. Das war als Kind besonders schlimm. Mittlerweile hat es sich ein bisschen eingependelt. Jetzt sind eher die Frühblüher, also Erle, Hasel und Birke ein starker TriggerSchlüsselreiz bzw. Auslöser (z. B. Stress, Infekte und mechanische Reize) eines Körpervorgangs oder einer Erkrankung.. Auf Soja reagiere ich immer ganz schlimm. Dann sackt mein Kreislauf komplett zusammen, es schwillt alles zu, ich bekomme Schweißausbrüche – das komplette Programm. Und dann gibt es noch die Kreuzallergien auf Stein- und Kernobst, die es mir beispielsweise im Frühling schwer machen einen Apfel zu essen. Im Herbst und Winter habe ich damit keine Probleme.

Was nervt dich am meisten an deiner Neurodermitis?

Ich würde sagen, eine Mischung aus Juckreiz, den vielen Arztbesuchen und den Blicken von anderen Menschen. Zum Beispiel, wenn ich überall rote Plaques habe, vor allem an den Stellen, wo man sie nicht verstecken kann, man aber trotzdem seinen Alltag bewältigen muss. Dann merke ich richtig, wie die Leute mich anstarren. Anfänglich war es sehr schwer für mich, damit umzugehen. Meine Psyche hat darunter gelitten und ich habe versucht weniger herauszugehen, obwohl ich sehr gern unterwegs bin. Nun ist mein Selbstbewusstsein stärker und ich kann sagen: „Es ist eine Krankheit, für die ich nichts kann. Es ist nicht ansteckend.“

Tauschst du dich mit anderen Betroffenen aus bzw. bist du auf den sozialen Netzwerken unterwegs oder in einer Selbsthilfegruppe?

Ich lese viel im Internet oder Instagram nach, zum Beispiel auf dem „Bitte berühren“-Kanal. In einer ganz schlechten Phase habe ich darüber nachgedacht, mir eine Selbsthilfegruppe zu suchen, was allerdings in den letzten Jahren wegen Corona etwas schwierig war. Daher habe ich mich bisher noch nicht aktiv mit anderen Betroffenen ausgetauscht. Vielleicht hole ich das noch nach. Ich habe mich bisher viel mit meinem privaten Umfeld unterhalten. Meine Familie und Freunde geben mir Halt und ich weiß, dass ich mich immer auf sie verlassen kann.

Hast du denn das Gefühl, dass du ausreichend informiert bist?

Mittlerweile würde ich sagen, ja. Aber am Anfang war es echt schwierig, weil es keine Seite gab, die alle Informationen gesammelt hat. Das kam erst mit den Kampagnen, wie „Bitte berühren“. Googeln habe ich eher vermieden, denn bei jedem zweiten Beitrag steht irgendwas anderes. Es ist schwierig. Da würden wirklich Selbsthilfegruppen oder direkte Ansprechpartner helfen, mit denen man kommunizieren kann.

Belastet die Neurodermitis die Beziehung zu deinem Freund?

Ja, vor allem am Anfang der Beziehung. Wenn ein neuer SchubWiederholendes Auftreten von Krankheitssymptomen bzw. die zeitweise Verschlechterung der Krankheit. Kann in unregelmäßigen Zeitabständen auftreten. ausgebrochen ist, hat mich das innerlich gehemmt und ich habe mich einfach unwohl gefühlt. Obwohl er mir nie das Gefühl gegeben hat, dass ich oder meine Haut „kaputt“ sind. Er hat mich so gesehen, wie ich bin und das hat mir Sicherheit gegeben. Dadurch kann ich so sein, wie ich bin. Und wenn mal ein Tag schlimmer ist, dann ist es so, aber es kommen auch wieder bessere Tage.

Wie sieht deine Basispflege aus?

Für mich funktioniert eine ph-neutrale Feuchtigkeitscreme ohne Duftstoffe, die recht reichhaltig ist, für nachts und als Handcreme. Und von der Hautklinik habe ich auch noch eine Basispflege für tagsüber. Damit creme ich mich morgens ein und die Haut trocknet nicht aus, bis ich nachmittags oder am frühen Abend wieder zu Hause bin.

Achtest du auch auf Inhaltsstoffe, beispielsweise bei Make-up, Duschgel oder Haarshampoo?

Ich nutze parfümfreie Shampoos oder Duschgele. Make-up benutze ich gar nicht. Ich habe nur noch eine Mascara und ein Augenbrauen-Gel, weil ich einfach keine guten Erfahrungen mit Make-up gemacht habe. Egal wie, es hat meine Haut ausgetrocknet und sah natürlich dementsprechend nicht schön aus. Irgendwann habe ich mir gesagt, es ist sinnlos, sowohl Geld als Zeit fürs Schminken zu investieren, wenn es der Haut eh nicht guttut.

Liebe Katharina, vielen Dank für das Gespräch.

In deiner Haut steckt niemand geringeres als du selbst und zwar dein ganzes Leben lang. Umso wichtiger ist es, dass du dich darin so wohl wie möglich fühlst – trotz Neurodermitis. Heute gibt es gute Möglichkeiten, dies zu erreichen. Warum sich also mit weniger zufriedengeben? Sprich mit deiner Hautärztin bzw. deinem Hautarzt!

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